Hält nicht einmal ein Mega-Skandal Facebook davon ab, deine Daten abzusaugen?

Wie allgemein bekannt und Tagesthema in den globalen Medien, ist Facebook in einen ordentlichen Skandal verstrickt. Mittlerweile sollen weltweit sogar bis zu 87 Millionen Mitglieder von der unrechtmäßigen Datenweitergabe an Analysefirmen betroffen sein. Nun könnte man meinen, Facebook gäbe das zu denken. Aber nein, der Konzern ist richtig gut darin, sich immer wieder neue, noch ausgeklügeltere Wege auszudenken, um deine Daten abzusaugen. Wir sagen dir, was Sache ist!

Facebook hat ohnehin schon beunruhigend viel Zugriff und sammelt Daten noch und nöcher – jede Interaktion, jedes Foto etc. Aber unter dem Deckmäntelchen von Sicherheit und Privatsphäre pusht der Konzern nun Apps und Features, die ihren eigentlichen Schutzzweck perfekt unterwandern. Wir präsentieren dir hier 3 Neuheiten, die dich laut Facebook schützen sollen, aber in Wirklichkeit noch mehr Daten von dir sammeln.

1. Die Facebook-App Onavo sammelte deine Daten sogar, wenn du NICHT auf Facebook bist

Im Februar wurden Facebook-User mit einem neuen Menüpunkt mit dem Namen „Protect“ konfrontiert, der direkt zur Onova-App führte. Die App verspricht, „deine Daten abzusichern, wenn du im Web surfst und Informationen teilst“, indem sie deine Internetverbindung sichert. Wenn du Onova nutzt, gehen aber in Wirklichkeit alle deine Daten und dein Nutzungsverhalten direkt an Onova und letztlich an Facebook. Sieht man sich die zugehörigen Datenschutzbedingungen an, zeichnet sich ein düsteres Bild ab:

„Es ist uns gestattet, die erhaltenen Informationen für die Bereitstellung, Analyse, Verbesserung und Entwicklung neuer und innovativer Services für User, Affiliates und Drittparteien zu nutzen.

„Es ist uns gestattet, persönliche Daten mit Drittparteien und Affiliates […] zu teilen.“

Zu den genannten Affiliates zählt natürlich Facebook, „aber nicht ausschließlich“, sondern auch weitere.

Einen Monat später veröffentlichte Onavo eine weitere App mit Namen Bolt App Lock. Diese ermöglicht dir, Sicherheitsmaßnahmen wie PIN-Codes und die Fingerprint-Identifizierung zu deinen Apps hinzuzufügen. Aber natürlich sendest du bei Download und Nutzung dieser App unvermeidlich deine User-Daten und Netzwerk-Infos an Facebook, genauso wie bei „Protect“. Facebook kann diese dann beispielsweise dazu nutzen, um zu eruieren, was dich weg von Facebook und seinen Produkten hin zu Instagram und WhatsApp zieht.

Nachdem ein riesiger Tumult über die extreme zusätzliche Datenabsaugung durch Onavo für Facebook aufkam, nahm der App Store die Bolt App Lock gleich einige Tage nach ihrer Veröffentlichung wieder aus dem Programm.

2. Die Facebook Gesichtserkennung könnte dich ohne dein Wissen hinzugefügt haben

Im März wurden Facebook User in ihrem News-Feed über die verbesserte Gesichtserkennungs-Software informiert, die sie auf allen Fotos identifiziert. Die Software verspricht außerdem Schutz vor der missbräuchlichen Verwendung deiner Fotos durch Fremde und dass sie Menschen mit optischen Beeinträchtigungen dabei hilft, Personen auf Fotos zu erkennen. Facebook verschickte hierzu zwei Arten von Infos: eine besagte, dass du dich anmelden kannst; die andere besagte, dass du bereits angemeldet bist und dich auf Wunsch wieder abmelden kannst.

Unter dem Deckmantel größerer Sicherheit hat Facebook aber bedenklich hochentwickelte biometrische Möglichkeiten: Zuvor scannte es Fotos von Freunden, ob du darauf enthalten bist. Jetzt scannt Facebook JEDES EINZELNE Foto nach dir, das gepostet wurde! Die Software bestimmt menschliche Gesichter mit einer Genauigkeit von 98 % und identifiziert eine Person unter 800 Millionen anderen binnen 5 Sekunden. Kein Wunder also, dass große Sorgen bestehen, was Facebook denn eigentlich mit diesen biometrischen Daten zu tun plant.

Gottseidank bekämpfen einige Gruppen Facebook in Hinblick auf diese Macht. Momentan gibt es in Illinois einen aktuellen Rechtstreit. Wenn die hier klagende Gruppe gewinnt, könnte das Restriktionen für die biometrische Datensammlung von Facebook bedeuten.

3. Facebook verwendet 2FA, um dir SMS zu schicken

Die Zwei-Faktoren-Authentifizierung (2FA) ist eine Sicherheitsmaßnahme, die zum Schutz deiner Accounts absolut sinnvoll sein kann. Facebook ist allerdings einen Schritt zu weit damit gegangen, indem es 2FA dazu nutzt, seine User mit SMS-Nachrichten zuzuspammen. Das hat einige User so geärgert, dass sie teilweise ihre komplette 2FA-Maßnahmen ausgeschaltet haben – was natürlich die generelle Sicherheit reduziert. Wenn du also im Hinblick auf die SMS-Flut deine Telefonnummer nicht an Facebook weitergeben, aber trotzdem deine Facebook-Sicherheit steigern möchtest, kannst du ihren Code-Generator oder einen Security Key verwenden.

Du möchtest wissen, was Facebook alles über dich weiß? Kein Problem!

Trotz allem bist du Facebook-Fan und möchtest es eigentlich (noch nicht) löschen. Um zu sehen, was Facebook über dich weiß, kannst du einfach das Archiv aller deiner Interaktionen auf Facebook downloaden. Folge einfach der Erklärung auf der Facebook-Seite („Wie kann ich eine Kopie meiner Facebook-Daten herunterladen?“) und du erhältst eine Info, sobald die Archivierung deiner Daten abgeschlossen wurde.

In diesem Archiv findest du alle deine Interaktion mit Facebook seit deiner Registrierung, inklusive:

  • sämtliche Kommunikation mit Fre
  • unden (und entfreundeten Freunden)alle deine Foto-MetadatenLog-in
  • und Sessions Data Points
  • Hunderte von Fotos, die für die Gesichtserkennung genutzt werden
  • deine Kontaktliste

Alleine die Größe des Archivs wird dich ganz sicher zwei Mal darüber nachdenken lassen, wie du mit dem sozialen Netzwerk interagierst.

Über deine persönliche Privatsphäre hinaus (die dir natürlich besonders wichtig ist), sollten wir uns aber alle generell Sorgen über die zügellosen, unersättlichen Datensammlungs-Taktiken von Facebook machen. Nämlich dann, wenn es um den Missbrauch dieser Daten geht. Wie der Cambridge Analytica-Datenskandal gezeigt hat, können diese Daten das (Welt-)Geschehen massiv (und in höchst bedenklicher Art und Weise) beeinflussen.

So harmlos deine persönliche Facebook-Nutzung sein mag – vom Fotos Uploaden bis hin zum Kontakthalten mit Freunden: Es ist mehr als offensichtlich, dass Facebook deine Daten ganz und gar nicht harmlos nutzt …


Interessanter Tweet auch von dem Österreicher Max Schrems:

https://twitter.com/maxschrems/status/983810482011242496


Erstellt am: 04/06/2018

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