Facebook-Datenskandal: Weitaus mehr als Daten von 50 Millionen Nutzern betroffen?

Schlechte Schlagzeilen und kein Ende in Sicht: Facebook wird momentan vom schlimmsten Skandal seiner ganzen Geschichte geschüttelt und verliert quasi im Sekundentakt Milliarden seines Aktienwertes. Angeblich hat das Unternehmen ja Nutzerdaten unerlaubt für politische Zwecke gesammelt. Ein ganz klare No-Go. Jetzt hat jener Whistleblower, der das Ganze ins Rollen brachte, aber noch eines darauf gesetzt schreibt das IT-Portal „Techcrunch“: Laut Chris Wylie, ehemaliger Mitarbeiter von Cambridge Analytica, könnte die Zahl der betroffenen Nutzer noch viel höher sein, als die von den Medien kommunizierten 50 Millionen.

Angefangen hat die ganze Datenschutz-Misere mit der Facebook-App Thisismydigitallife, die etwa 270.000 User downgeloadet und darüber hinaus auch die Daten von Freunden in den Fokus gebracht haben sollen. Auf diesem Wege erreichten diese Daten dann Cambridge Analytica. Durch die Möglichkeit solcher Programme, eben auch Daten von Freunden zu verarbeiten, kam es zu der ohnehin schon unglaublichen Zahl von kolportierten 50 Millionen betroffenen Nutzern.

Facebook Datenschutz Skandal
Facebook Datenschutz Skandal

50 Millionen belegbar – aber die Realität sieht laut Whistleblower anders aus

Das war, bevor Whistleblower Chris Wylie sich wieder zu Wort meldete. Er arbeitete zwei Jahre bei Cambridge Analytica, war von Anfang dabei und bekam entsprechend so einiges mit. Vor allem realisiert er das Modell zur psychologischen Datenauswertung, um exakte Profile von Nutzern erstellen zu können. Angeblich ging mit solchen Daten auch Donald Trump in seinem Wahlkampf 2016 auf Stimmenfang … Warum schätzt aber Wylie nun die betroffenen Nutzer noch höher ein? Einem britischen Parlamentskomitee erklärte er dies folgendermaßen: „Für die 50 Millionen gibt es Dokumente, auf welche die Medien sich berufen können – diese Zahl ist für die Medien also einigermaßen gesichert. Aber meiner Meinung und meinen Erinnerungen nach, sind diese 50 Millionen zu gering angesetzt.”

Daten für politische Zwecke missbraucht?

Ihr glaubt, schlimmer kann es nicht mehr kommen? Weit gefehlt: Angeblich soll auch der Datenanalyse-Spezialist Palantir auf die Daten Zugriff gehabt haben. Zuerst startete man laut dem Whistleblower nur mit kleinen Datensätzen der App, um zu schauen, ob sich diese mit Wählerregister-Informationen in Verbindung setzen ließen. Als der Erfolg Cambridge Analytica Recht gab, wurden daraus im Mai 2014 10.000 Nutzer, um auch die notwendige Geschwindigkeit der Datensammlung via App zu testen. Der Entwickler der App, Cambridge University-Professor Alexsandr Kogan, erhielt dann im Sommer 2014 bedeutend größere Aufträge – und der Skandal nahm seinen Lauf.

Im Zuge dieser umfangreichen Tätigkeiten soll laut Wylie auch Palantir mit im Spiel gewesen sein, sogar bei der Entwicklung von Modellen unterstützt haben. Völlig ohne Vertrag … Diesen hat es allerdings dann nie gegeben, so zumindest das offizielle Statement von Palantir zur „New York Times”: Man habe eine Zusammenarbeit überlegt, diese dann aber abgelehnt. Die Manager des Unternehmens wollten nicht im Kontext einer Wahl tätig sein.

Inwieweit ist die EU, sind wir, betroffen?

Die ganze unglaubliche Geschichte spielte sich, so hört es sich zumindest an, großteils in den USA ab. Was bedeutet der Datenskandal aber eigentlich für die EU und unsere ganz persönliche Privatsphäre? Denn wer ist nicht auf Facebook vertreten und entsprechend ein mögliches Opfer? Mark Zuckerberg ließ dazu verlauten, dass eine Untersuchung durch verschiedene Regulierungsbehörden im Gange ist, die klären soll, wie viele Nutzer aus den einzelnen Ländern betroffen sind. Daraus soll sich ergeben haben, dass “nur” ein Prozent der User aus der EU waren, sprich 500.000 Nutzer – wann man von der “offiziellen” Zahl der 50 Millionen ausgeht. In der Realität bzw. nach den jüngsten Angaben von Whistleblower Whylie könnten natürlich auch diese betroffenen EU-Bürger wieder weitaus mehr sein … Facebook hat aber angekündigt, alles ganz genau und national aufzuschlüsseln: die Downloader der App genauso wie deren Freunde, die aufgrund ihrer Privatsphäreeinstellungen ebenso betroffen sein könnten.

Mehr aus dem Hause Facebook wird Mark Zuckerberg demnächst persönlich verraten: Nachdem er die Ladung des britischen Parlament ausgeschlagen hat, hat er jetzt aber doch einem CNN-Interview zugestimmt, das laut Bloomberg wahrscheinlich am 12. April stattfinden soll. Wir sind schon sehr gespannt und halten euch auf dem Laufenden!


Erstellt am: 04/03/2018

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